Urlaub im Kopf.
Wie Erkenntnisse kommen, wenn der Stress mal geht.
Rund um die Uhr rattert er, mein Kopf. Plant die nächsten To Do’s, was dringend getan werden muss, was bald getan werden muss, was irgendwann getan werden muss. Zerdenkt alles, hinterfragt alles, am meisten mich selbst, natürlich immer meine Arbeit und Ideen. Und fragt nebenbei dann noch, was ich denn eigentlich noch so vorhabe in meiner zweiten Lebenshälfte – als könnte ich das mal eben zwischen Wäsche und nächstem Kundenbriefing lösen.
Und dann kam er, unser lang ersehnter Urlaub. Drei Wochen Zeit für alles und sogar fürs Nichtstun! Ich brauchte ein paar Tage, um aus dem ständigen Action-Modus herauszukommen und merkte plötzlich, dass ich selbst im Urlaub begann, Freizeit-To-Do’s abzuarbeiten. Ich hatte mir doch vorgenommen mal zu journalen, etwas zu malen, Ideen für ein neues Interior-Projekt zu sammeln, diese Bücher wollte ich dringend lesen und vor allem: mich hinsetzen und mir Gedanken machen, wohin es beruflich gehen soll. Was mir wirklich Freude macht. Was ich überhaupt kann. Was ich tun würde, wenn ich keine Angst hätte. Oder mehr Selbstbewusstsein. Oder weniger Gedanken-Wirrwarr.
Whaaaa, so viele To Do’s schon wieder!
Und dann kam sie, meine beste Urlaubs-Idee ever. Ich habe meinem Kopf Urlaub gegeben. Keine Aufgaben, kein Pflichtbewusstsein, kein „Ich wollte doch noch…“, „Ich muss doch noch…“, „Ich habe doch jetzt Zeit für…“ Und erst recht kein Beachten der großen Frage, die sich mir ständig wie ein Elefant in den Raum stellt. Ich mach jetzt, was ich will. Und zwar einfach mal gar nichts!
Mein Kopf macht jetzt Urlaub.
Also habe ich die Family-Zeit genossen, Eis gegessen und in der Gegend rumgestarrt, nur wunderbare Romane statt Sachbücher gelesen und irgendwann sogar Sudoku gemacht – was bei mir das ultimative Zeichen für komplettes Loslassen ist, denn es erfüllt keinen einzigen Zweck außer mir Spaß zu bereiten. Eine Woche verging, zwei Wochen vergingen und ganz plötzlich, ohne Anstrengen, Pressen und Wollen kamen sie:
Erkenntnisse und Eingeständnisse.
Unter anderem, dass ich Substack in einer anderen Form als bisher weitermachen werde. Ich habe (schon vor ein paar Tagen) die paid-Funktion aufgelöst und werde ab sofort nur noch kostenfreie Inhalte anbieten. Dafür ohne den Druck, jede Woche einen Newsletter publizieren zu müssen. Denn was mir auf der einen Seite wahnsinnig viel Spaß macht, ist auf der anderen Seite mit sehr viel Arbeit verbunden. Ein Thema finden, schreiben, Fotos machen, fürs Internet bearbeiten, Produkte raussuchen oder Quellen einfügen – pro Post waren es zwischen 5 und 8 Stunden, die ich investiert habe. Also quasi ein Arbeitstag meiner Woche – was sich monetär natürlich in keinster Weise ausgezahlt hat. Stattdessen mich zwischenzeitlich sehr gestresst hat, wenn ich bis donnerstags noch nicht dazu gekommen war, etwas für Sonntag vorzubereiten. Und ich immer das Gefühl hatte, gerade den paid-Abonnent:innen wöchentlich etwas bieten zu müssen. Also wird das heyheyjournal ab sofort kostenlos, dafür poste ich nur noch unregelmäßig, wenn ich Zeit und Lust habe. Lass mal gemütlich machen, aber eben auch für mich…
Und auch wenn sich diese erste Erkenntnis auch ein bisschen nach Niederlage anfühlt, es nicht durchgezogen zu haben, weiß ich, dass das die richtige Entscheidung für mich ist. Und sie fühlt sich sehr befreiend an.
Die neu gewonnene Zeit möchte ich nun für anderes nutzen. Auch hier hat sich etwas im Urlaub herauskristallisiert. Ein Wunsch, ein Gedanke, den ich mir lange nicht eingestanden und zugetraut habe. Und ihn nun angehen möchte. Mehr dazu, wenn ich ihn wirklich beginne umzusetzen. Denn gerade bin ich natürlich wieder zuhause und im Sommerferien-Kinder-Alltags-Arbeits-Action-Modus und schiebe alles weitere auf September.
Zumindest zeigt es mir, dass es für Entscheidungen, für Erkenntnisse und Eingeständnisse manchmal einfach Zeit braucht. Dass man sie drängen und herausfordern kann, wie man will – sie kommen, wenn der Kopf zur Ruhe kommt. Denn meist stecken sie schon tief in uns drin, wir können sie nur nicht wahrnehmen in dem ganzen Trubel des Alltags, in dem Wust an Verpflichtungen und To Do’s.
In diesem Sinne:
Ich hoffe, wir lesen uns hier weiterhin. Wenn auch in unregelmäßigeren Abständen.
Und ich hoffe, dass auch ihr eurem Kopf mal Urlaub geben könnt.
Ganz vielleicht überrascht er euch dann ja auch mit ein paar Erkenntnissen, Eingeständnissen und Entscheidungen.
Liebste Grüße
Steffi
PS: Wie immer freu ich mich, wenn ihr mir Feedback da lasst. Ob in Form eines Likes oder Kommentars. Man schreibt hier ja sonst so in das Nichts hinein, hinterlässt intime Gedanken und sieht dann noch nicht mal das Gesicht des Gegenübers, dem man das alles mitgeteilt hat.




Danke für den offenen Beitrag. Ich folge Dir gern auch hier aus Substack. Das ist aber komischerweise auch für mich als Userin ein weiterer To-Do geworden. Nämlich dass ich den Kreator:innen, die ich mag und unterstützen möchte, nun auch hier folgen sollte/möchte. Denn ich verstehe die Abhängigkeit von den großen Plattformen und das Bedürfnis nach mehr echtem „owned Content“. Aber kann es nur begrenzt leisten. - Bin gespannt auf die weiteren Neuigkeiten. Liebe Grüße Christiane
Fühl ich sehr. 🫶🏼 Und finde deine Entscheidung richtig gut! Auf bald, ich freu mich drauf!